Chatroulette ist zurück! Au weia.
Es war einmal… im Jahre 2009, da kam ein Russe namens Andrei Ternowski auf die glorreiche Idee, zwei vollkommen fremde Menschen über Video-Chat zu verbinden. Echt jetzt? Geile Idee. Boom! Chatroulette.com war in der Welt.
Klar, musste so kommen. War unausweichlich. Ausgedacht hat man sich das mit dem Videotelefon schon früh – tausend Jahre vor Facetime! – in den 1920er Jahren. Weitergedacht haben das dann Nerds bei AT&T als Picturephone und zu Ende gedacht wurde es dann schließlich in der Science-Fiction, z.B. in 80er Streifen wie Blade Runner oder Aliens. Aber haben wollte das noch immer keiner. Wer will schon in Unterhose ans Telefon!? Genau, wäre ja Comedy! Und dafür fehlen die Gags, Shenanigans, vielleicht Furzgeräusche oder so. Oder stell dir jetzt noch vor, du kannst gar nicht kontrollieren, wen du anrufst! Wild? Ja eben. Perfekt. Evolution abgeschlossen.
Genau das macht Chatroulette und ging dann auch so richtig steil. Je nachdem, wo in der Welt man war, war es das Ding. Ein, zwei Jahre später fingen die Leute dann an, sich lustige Jokes für die Platform zu überlegen, wie z.B. die Band Done Right Jr., die sich dachten – hey, lass uns unsere Musik durch einen Scoop nach vorne bringen – und einem random stranger, es war dann ein Ostblockmädel namens Diana, live on-stream einen gesungenen Heiratsantrag machen. Wirkte auch gar nicht unspontan oder angestrengt chroeographiert. Neeeiin. Aber so war das damals. Es war die Zeit der „getanzten Anträge“ und „wedding entrance“ Videos. Cringy? Bisl. Egal, lustiges Video, sie sagt „Ja“ und ein paar Millionen views auf dem Konto nach ein paar Tagen. Done. 2011 war das. Lustig ist, dass in den 10 Jahren danach nicht mehr allzu viele views dazu kamen. Denn Chatroulette hatte seine heiße Phase und ist dann schnell verglüht.
Oh my gawd, Omegle!
Wie gesagt, je nachdem, wo auf der Welt man den Hype mitbekam, war es Chatroulette, oder eben in den USA, da war es Omegle. Vermutlich war Chatroulette auch nur die Kopie, denn Omegle ging etwas früher an den Start. Omegle war dann anfangs zwar auch erfolgreich, aber nicht wie der russische Dienst. Auf lange Sicht hatte Omegle dann aber die Nase vorn, denn während Chatroulette irgendwie vergessen wurde, hat Omegle noch immer eine gute Reichweite. Vielleicht, weil es der US Dienst ist. Oder vielleicht, weil man sich bei den Amerikaner mehr bemühte, den Dienst halbwegs sauber zu halten. Das ist wichtig. Die Menschen haben manchmal seltsame Ideen, verfolgen IP-Adressen zurück oder setzen sich Pferdekopfmasken auf. Twitch kann da ein Lied von singen.
Video-Chat ist überall
Spätestens seit Corona ist Videochat total normal. Keine Sci-Fi mehr. Null. Dienste wie Zoom, Teams und so, jaja. Webcams hat eh jeder. Und die Chatroulette Omegle copycats sind auch explodiert. Bazoocam, Camsurf, Talk With Stranger, Tinychat, Chatpig, whatever. Omegle ist so richtig beliebt bei vielen englischsprachigen YouTubern. Davie504 flasht nichtsahnende Videochatter mit seinen Bass-Skillz, Gitaristen tun so, als ob sie nichts könnten und geben dann Gas. Der U-Bahn „ich kann ja gar kein Klavier spielen“ Prank eben. Klappt gut, macht views und ist super easy herzustellen. Ein live gemachtes Reaction Video also. Sichere Bank.
Deutsche YouTuber und OmeTV
Bei deutschen Streamern und YouTubern dauert es ja nie lange, bis sie die bei den Amis und der restlichen Welt erfolgreichen Formate übernehmen. Verrückte Challenges wie bei MrBeast, Selbstversuche, Minecraft Puppentrick, Reaction Videos – gibt’s alles auch hier mittlerweile. Die Monetarisierung lockt, äh, die Kreativität. Warum jetzt aber gerade OmeTV hierzulande so beliebt bei Streamern für ihre Pranks und Videos ist – keine Ahnung.
Eine Vermutung ist: OmeTV hat eine App, Omegle nicht. Und bei OmeTV ist jemand cleveres am Werke. Nach den Angaben im Impressum der Websites sind Omegle und OmeTV nicht verbunden. Aber die Wahl des namens OmeTV gleicht Omegle schon wie Zalando und Zappos (Google das). Und die App-EntwicklerIn hat die App Seite auch ordentlich mit keywords vollgestopft. Der App-Name, die Google-ID der App, ist „omegle.tv“! Tja, da war jemand schnell. Und zudem ist der Name des Entwicklers „Video Chat Alternative“ … Schlau, schlau – und offensichtlich erfolgreich. 50 Mio. Installationen der App. Und von orangemorange bis MuzzlePhase sind alle bei OmeTV und YouTube prall mit Reactions und Späßen über die (Web-)App. Die Idee, wie bei Russisch Roulette einfach Fremde miteinander zu verbinden, ist aber auch einfach zu gut. Mal sehen, wo das also weiter hin geht.