Monte weggesperrt von der gamescom

It's lonely at the top - so sagt man. Aber wie einsam man als Deutschlands größter Streamer wirklich ist - oder besser gemacht wird - das konnte man am letzten Tag gamescom auf Twitch sehen.
Veröffentlicht am 25. August 2024
Monte ganz allein in der gamescom 2024 creators lounge
Rechte: MontanaBlack88 / Twitch

Wie bodenlos ist das denn bitte!? Da kommt der größte, erfolgreichste, beliebteste Streamer Deutschlands nach Köln zur gamescom – und was macht man – man sperrt ihn ein. Abstellgleis. Einfach so herumlaufen? Geht nicht. Sicherungsverwahrung quasi. Der eigenen Sicherheit wegen und der Sicherheit der gamescom Besucher wegen. … Ist klar. So kann das aber nicht weitergehen!

Sonntag 25. August 2024, der letzte Tag der gamescom 2024. Wer da nicht selbst gerade auf der Messe unterwegs war und sich auf Twitch einfand, der kam um Montes stream am späten Nachmittag nicht herum: Twitch Startseite, stabile 50K Zuschauer. „El Presidente unterwegs in Köln !aitts !gönrgy“. (paar Clips davon hier hier hier hier hier)
Und was gab es da zu sehen? Besten gamescom Content? Meet & Greet in der „signing area“? Oder etwa eine fette Bühnenshow, so mit T-Shirt-Kanonen, Merch drops und schreienden Massen? Nö. Stattdessen ein spärlich beleuchtetes Hinterzimmer. Den green room der Langeweile. Quasi das Abklingbecken – denn was ist der Grund dafür, dass Monte hier abhängen muss: er ist „zu groß“, too hot to handle! Wegsperren muss man ihn, damit auch ja die Dinge nicht wieder so aus dem Ruder laufen, wie beim letzten Mal, wo Monte im Alleingang die gamescom gecrasht hat. Wer also einschaltete, der konnte miterleben, ja fast körperlich in Langeweile nachempfinden, wie es ist, ein Superstar zu sein. „It’s lonely at the top“. So schlimm hatte man sich das nie vorgestellt.

Was soll das, liebe Veranstalter?

Warum nur lädt man ihn dann ein? Na logisch: weil man ihn als Zugpferd braucht. Damit man sagen kann: wenn gamescom ist, kommt Monte. Damit man den anderen, kleinen Influencern, Streamern und Content-Creatorn sagen kann (damit die kommen): Monte hängt da auch ab und ihr könnt ihn mal treffen. Das ist vermutlich so eine Art elitäres Goldfisch-am-Eingang Köder-Ding. Man spannt ihn ein, man verkauft Marcel im Namen des Events.

Und warum kommt Monte für sowas dann? Na weil er unter all den Influencern tatsächlich noch ein echter Gamer ist, und Spiele liebt. Weil er einen „soft spot“ für die Messe hat. Vermutlich hat er auch gehofft, dass es dann doch nicht so strikt wird und man ihn unter die Leute lässt. Aber, das Wegsperren hat eben „auch seine Gründe„… schrug. Echte jetzt? Ja. Leider. Aber ihn schlussendlich dort dann doch blöd einzusperren ist echt Höchststrafe! Hoffentlich hat die kölnmesse wenigstens einen netten Betrag als Gage springen lassen.

Und so drehte der Eingesperrte seine Runden, zählte die sogar mit. Wie so ein zu großer Fisch, den man im Zoo-Aquarium ins Hauptbecken gepackt hat. Einmal versucht er zu fliehen. Entkommt der Security, die Ihn wie einen Fünfjärigen beäugt und offenbar angewiesen ist, jedes Fehlverhalten sofort zu unterbinden. Da schleicht Monte sich raus: erst durch einen Vorhang, dann viele Meter eine leere dunkle Halle entlang, hin zu einem Durchgang, in die Freiheit. „Einmal nur in eine richtige Halle gucken. Wir brechen aus dem Gefängnis aus, Digga!“ Die Spannung steigt: schafft er es?! Ein letzter Vorhang muss zur Seite geschoben werden und? Mööp. Eine weitere riesige leere Halle steht zwischen ihm und den Fans, den Menschen, dem real life. Als ob man in einem billigen Hotel den Vorhang zu einem scheinbaren Fenster beiseite schiebt – nur um dann herauszufinden, dass es direkt auf eine Wand des Nachbarhauses blickt oder sogar komplett zugemauert ist.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der Panther“ von Rainer Maria Rilke

Was also tun? Smalltalk mit den anderen… und den TikTokern

Irgendwie informativ und interessant war der Stream dann aber trotzdem! So kamen SatterHugo Cutter itsLoru und sein Cheffe Sean, besser bekannt als Mastermind hinter dem YouTube Channel Hungriger Hugo vorbei und schwatzten „korz“.

9Live Legende, Streaming Newcomer und over-the-top Max „Maximal“ Schradin kam vorbei, der Sidekick vom „Sidekick zarbex“, um eigenen Monte-Content zu produzieren, bisl „fishing for compliments“ zu machen – sich aber auch für viel Support vom Meister zu bedanken, einem seiner „Ziehväter“, wie er sagt.
Da erfuhren wir im Schradin-Talk, dass Montes größter Moment seiner Karriere tatsächlich (!) der legendäre Auftritt auf der gamescom 2023 war. Dass er das Winter Event 2023 gern wiederholen würde, aber die Leute fehlen, um das gut zu machen. Dass sein „Get on my Level“ Shop geschlossen wird, weil er jetzt alles auf seinen Drink GÖNRGY setzt.

Max Schradin im Interview-Modus mit Monte
Rechte: maximal_schradin / Twitch

Er setzte sich kurz mit seiner alten Bekannten Hasi zusammen, um mit ihr über old-skool Streaming und ihre neuen IRL Streams zu reden.

Er schaute sich bei Micky an, wie der mit Freunden ein Yu-Gi-Oh Karten Pack-Opening machte.

Ein Highlight war die Begegnung mit Tanzi, denn Monte hat mit Tanzverbot irgendwie Beef – und man merkte, dass Marcel das gern eingerenkt hätte. Tanzi war erst weiter einschnappt, wurde dann aber mit beharrlicher Nettigkeit eingewickelt. Schließlich verabredeten die beiden sogar eine Wette: Wenn Kilian bis zum 25. September nicht mindesten 14x live gegangen ist, dann kriegt Monte 1000 EURO. Wenn er es macht, zahlt Monte ihm das Geld. Marcel würde sich freuen, wenn Kilian wieder mehr machen würde.

Und dann sind da immer wieder diese TikToker, die offenbar jetzt die Unterschicht sind, auf die man als Streamer herabschauen kann. No front, aber es könnte sein, dass das ein Generationen-Ding ist, und hier gerade eine Riege abgelöst wird – zumindest, wer nicht aufpasst!

Takeaway: es geht um Ausdauer! Oder doch nicht?

Im kurzen Talk mit Micky erwähnt Monte diese Sache, dass man beim husslen gern „ganz kurz vor der Diamantenmine aufhört zu graben“. Das ist ein Spruch, der wohl auf ein Motivations-Buch von Napolen Hill zurückgeht und sich damit auseinandersetzt, dass es schwer ist zu entscheiden, wann man aufhören sollte. Es gibt da auch so ein Meme. Klar kennt Monte diesen Spruch, denn die Erkenntnis dahinter hat mit dem Spielerfehlschluss zu tun…
Schauen wir uns die Situation hier im Backstage mal an: Monte trifft also in seiner Langeweile ganz viele Streamer. Und wer in der creator lounge ist, der hat’s geschafft im Streamerland Deutschland. Klar, dass man sich da gegenseitig dafür loben kann, dass man nur lange genug durchhalten muss, dann klappt es schon mit dem Erfolg! Für Monte stimmt das. Für Knossi auch. Oder HungrigerHugo. Aber ist das wirklich so? Sind die Erfolglosen nur zu früh ausgestiegen?

Eben nicht (unbedingt). Denn nur weil etwas lange nicht klappt, heißt dass nicht, dass der Erfolg wahrscheinlicher wird, wenn man es noch länger weiter macht. Es kann Sinn machen, mit etwas aufzuhören. Nicht allen ist das Glück oder die Rezeptur für einen mainstreamig erfolgreichen Streamer gegeben. Einige der erfolgreichsten Influencer und/oder Streamer kennen sich aus der Berufsschule und haben sich gegenseitig hochgezogen. Wer da nicht dabei ist, ist erstmal raus. Von den Erfolglosen hört eben niemand etwas. Auch das würde mal Sinn machen, diese Einsicht den vom Erfolg im Netz träumenden Jugendlichen zu sagen. Vielleicht gerade während der gamescom.

Aber zurück zu etwas, das auch Sinn machen würde: wenn die Messe endlich aufhörte Monte zu mobben. Sollen sie doch einsehen, dass er mehr Macht über die Zielgruppe hat als die gamescom Veranstalter. Sollen sie sich doch etwas einfallen lassen, wie Monte sicher seine Fans treffen kann, bei der gamescom 2025, als tolles Event für alle! Selbst Schradin hat da Ideen. Vielleicht sollte man mal Monte fragen…

Und dann?

Monte selbst hat diesen Reinfall für sich mit einem netten abendlichen Ausflug ins Casino beendet. Kurzer Flug bei 300km/h mit der S-Klasse über die Bahn in einen anderen Vorort von Köln. Dann die Bitte an die Fans, ihn nicht heimzusuchen. Und Schluss. Kuss. Aus.